Was sind Netzwerke, und wie nutze ich sie für Marketing und Business-Development als Trainerin, Berater und Coach?
Der Aufbau eines Netzwerks gehört heute zum Standard jeder Unternehmensstrategie. Denn gute Beziehungen schaden ja bekanntlich nur demjenigen, der sie nicht hat. Der Begriff Netzwerken begegnet einem heute nicht zuletzt wegen der Zunahme der Social Networks überall. Hinter der Kontaktsuche und -pflege verbirgt sich vordergründig oft der Wunsch, einen Auftrag zu generieren oder einen Geschäftskontakt anzubahnen. Doch derart kurzfristig funktionieren Netzwerke nicht oder nur selten. In der Regel lassen sich Beziehungen zu potenziellen Kunden und Kolleginnen nicht über Nacht aufbauen und Vertrauen gedeiht nur langsam. Doch der Nutzen eines gut gepflegten Netzwerks kann kurzfristige Ziele weit übersteigen, zum Beispiel, wenn sich auch das Beziehungsgeflecht der Kontakte als nützlich erweist. Netzwerken bedeutet also, sich aktiv mit anderen Personen zu verbinden, um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen und so eine Experten-Positionierung aufzubauen.
Das allerdings kann nur funktionieren, wenn man das Gebot verfolgt: Geben kommt vor Nehmen. Das Geben kann sich auf den Informationsaustausch beziehen, auf die Vermittlung von Kontakten oder andere hilfreiche Aktionen. Wer häufig wertvollen Input in sein Netzwerk trägt oder Unterstützung anbietet, wird früher oder später auch etwas zurückbekommen. Vielleicht nicht im Sinne von quid pro quo, sondern nur in Form von Wertschätzung. Aber auch diese kann sich auszahlen: Jeder Netzwerkkontakt kann als potenzieller Empfehlungsgeber fungieren, und so ein wichtiger Vertriebsfaktor sein.
Aber wie kann man als Trainer, Beraterin oder Coach am besten sein Netzwerk aufbauen? Wahllos Visitenkarten einzusammeln und jedem halbwegs interessanten Online-Profil eine Kontaktanfrage zu senden, ist nicht zielführend. Denn ein Netzwerk sollte aus Personen bestehen, die Ihnen helfen können und denen Sie wiederum ebenfalls helfen können durchaus gegen Bezahlung.
Verbands- und Business-Netzwerke
Als Einstieg ins Netzwerken bieten sich die Verbände an. Im Weiterbildungsmarkt gibt es reichlich davon: Vom Berufsverband für Training, Beratung und Coaching über die German Speakers Association bis hin zum Deutschen Verband für Neurolinguistisches Programmieren bieten über 20 Netzwerke für nahezu jede inhaltliche und methodische Ausrichtung eine Heimat an. Hier eine Auswahl:
BaTB
Beim Bundesverband ausgebildeter Trainer und Berater mit Sitz in Ottobrunn kann Mitglied werden, wer eine abgeschlossene Trainerausbildung vorweisen kann, die sowohl methodische, didaktische als auch inhaltliche Bestandteile hat.BDVT e.V
Der Berufsverband für Training, Beratung und Coaching mit rund 650 Mitgliedern hat seinen Sitz in Köln.ECA e.V.
Die European Coaching Association wurde 1994 gegründet, agiert europaweit und ist vor allem auf Coaching spezialisiert.DBVC e.V.
Der 2004 gegründete Deutsche Bundesverband Coaching ist auf Business und Leadership Coaching fokussiert, hat seinen Sitz in Osnabrück und zählt knapp 500 Mitglieder.DCV
Der Deutsche Coachingverband mit Sitz in Berlin hat rund 200 Mitglieder, unter denen sowohl Berufseinsteiger als auch Experten im Coachingbereich sind.DGAK
Wer Mitglied bei der 1987 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Angewandte Kinesiologie in Kirchzarten werden möchte, muss 150 Kursstunden nachweisen, mit Kinesiologie arbeiten und unterliegt einer Fortbildungspflicht.DGSL
Die Deutsche Gesellschaft für suggestopädisches Lehren und Lernen in Kassel wurde 1987 gegründet und richtet sich an suggestopädisch arbeitende Lehrer und Trainerinnen.DGSS
Die in Münster sitzende Deutsche Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung hat rund 800 Mitglieder, die größtenteils in der mündlichen Kommunikation tätig sind.DgSV e.V.
Die Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching in Köln hat über 4.300 Mitglieder und wurde 1989 gegründet.DGTA
Unter den über 1.800 Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Transaktionsanalyse in Konstanz befinden sich Transaktionsanalytiker, die beispielsweise in der Psychotherapie, Beratung oder der Wirtschaft beschäftigt sind.DVCT e.V.
Mit Sitz in Hamburg zählt der Deutsche Verband für Coaching und Training knapp 1.600 Mitglieder.DVNLP e.V.
Der Deutsche Verband für Neuro-Linguistisches Programmieren mit Sitz in Berlin wurde 1996 gegründet und hat knapp 2.000 Mitglieder aus dem NLP-Bereich.GABAL e.V.
Die 700 Mitglieder umfassende Gesellschaft zur Förderung angewandter Betriebswirtschaft und aktivierender Lehr- und Lernmethoden in Hochschule und Praxis richtet sich seit 1976 an Weiterbildner jeglicher Art und hat ihren Sitz in Heidesheim.GSA
Die German Speakers Association mit Sitz in München ist ein Berufsverband für Redner, Trainerinnen und Coachs und hat rund 800 Mitglieder.QRC e.V.
Der Qualitätsring Coaching und Beratung in Filderstadt besteht aus Beratern und Coachs und legt Wert auf kontinuierliche Zertifizierung und Weiterbildung.SAGSAGA
Die 2001 gegründete Gesellschaft für Planspiele in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist ein interdisziplinäres Netzwerk von Planspielentwicklern, -anwendern sowie -forschern und sitzt in München.SIETAR
Die Society for Intercultural Education, Training and Research Deutschland in Mannheim hat 500 Mitglieder, die auf dem Gebiet der interkulturellen Zusammenarbeit unter anderem als Trainerinnen, Berater oder Coachs arbeiten.T.O.C.
Der Berufsverband Training, Organisationsberatung, Coaching wurde 1991 unter dem Namen Kommunikation, Aktives Lernen e.V. (KAL) gegründet, 2003 umbenannt und zählt mit Sitz in Niederwambach circa 200 Mitglieder.TTD
Gegründet im Jahr 1991, vernetzt das Trainertreffen Deutschland Trainer, Coachs und Beraterinnen vernetzen, ohne eine vereinsmäßige Bindung zu verlangen.Wuppertaler Kreis
Der Wuppertaler Kreis mit Sitz in Köln ist ein Verband für Weiterbildungsdienstleister der deutschen Wirtschaft und wurde 1955 gegründet.
Die meisten Verbände bieten regelmäßig regionale Veranstaltungen an, oder laden zu Kongressen oder Infoveranstaltungen ein, die gleichzeitig dem professionellen Austausch sowie der fachlichen Weiterbildung dienen. Die Verbandszugehörigkeit kann man also gut nutzen, um Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen auf Augenhöhe zu knüpfen: Sie können mit ihren Erfahrungen wertvolle Ansprechpartner bei Problemen mit der Selbstständigkeit oder unternehmerischen Fragestellungen sein. Erwägt man, eine Kooperation einzugehen, bieten sich Verbandsmitglieder unter Umständen an, weil sie ein ähnliches Level an Qualität und Professionalität mitbringen wie man selbst anstrebt. Und sie können Türöffner sein für große Kunden und Empfehlungen für einen selbst aussprechen. Nicht zuletzt können auch Kollegen Kunden sein. Denn ein Rhetoriktrainer braucht Vertriebswissen, eine Führungstrainerin muss präsentieren können, ein Visualisierer benötigt technisches Know-how.
Der Fachverlag managerSeminare veranstaltet jährlich mehrere Branchenevents, die sich zum Netzwerken und Kontakte knüpfen anbieten. Darunter die Fachtagung "Petersberger Trainertage", ein Event für Expertinnen und Experten aus den Bereichen Training, Beratung und HR.
Auch auf regionaler Ebene gibt es inzwischen zahlreiche Kommunikations- und Kooperationsnetzwerke, die sich der Bündelung von Kräften, Synergien sowie dem Wissens- und Informationstransfer im lokalen Raum verschrieben haben. Der Aufbau solcher Netzwerke gerade in strukturschwächeren Gebieten wird durch die Länder und das BMWi im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) noch bis 2020 gefördert. Eine Recherche im Internet nach solchen Initiativen in der Nähe kann sich lohnen. In manchen Fällen bieten auch regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaften Informationen zu Netzwerkinitiativen in Region, Kreis oder Stadt an. Zum Beispiel stellt der Deutsche Verband der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaften sein Mitgliederverzeichnis in Form einer interaktiven Karte zur Verfügung.
Wie pflege ich mein Netzwerk?
Neben dem Aufbau und der Pflege von kollegialen Netzwerkkontakten geht es natürlich auch um den Aufbau und die Pflege von potenziellen Kundenkontakten. B2B-Kunden lassen sich am besten über Unternehmenswebsites, Stellenanzeigen, Social Media Networks oder auch Mitgliederlisten von Verbänden recherchieren. Ist kein expliziter Ansprechpartner genannt, kann man sich auch an die Geschäftsführung wenden (Impressum). Für die persönliche Annäherung an Kunden und Netzwerkkontakte sind lokale Wirtschaftsmessen, Business-Stammtische, Tage-der-offenen-Tür von ansässigen Unternehmen oder regionale Netzwerk-Veranstaltungen gute Anlaufpunkte. Nicht jeder neue Kontakt wird sich umgehend in klingender Münze auszahlen. Doch Grundlage aller Marketingbemühung ist ein gepflegter, personalisierter Adresspool. Überführen Sie daher gewissenhaft alle Kontakte in eine Kundenkartei oder ein CRM.
Zur Netzwerkpflege gehört ferner, dass man bestehende Kontakte regelmäßig überprüft: Haben sie noch einen Wert für Sie, oder sind sie eine Karteileiche? Dabei gilt zu bedenken: Auch Nicht- oder Nicht-Mehr-Kunden können im oben genannten Sinne Netzwerkpotenzial haben. Zudem sollte man nicht nur Kontakte suchen und pflegen, deren Fähigkeiten und Eigenschaften den eigenen ähneln, sondern auch solche, die die eigenen ergänzen können. Das kann sich gerade für Kooperationen und eine Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells auszahlen.
Networking-Guru Keith Ferrazzi brachte es mit diesem Buchtitel auf den Punkt.
Weitere Tipps:
- Seien Sie vorbereitet: Den Elevator Pitch oder eine kurze Selbstvorstellung kann man üben, Visitenkarten sollte man im Gepäck haben.
- Weiß man bereits, wen man antrifft, kann man sich (beispielsweise für kurzfristigere Ziele) über seine potenziellen Gesprächspartner informieren. Ebenso fruchtbar und aufschlussreich können natürlich auch spontane Gespräche sein.
- Nicht jeder Gesprächspartner muss zu einem Netzwerkkontakt werden. Machen Sie den Austausch auch davon abhängig, ob ein grundlegendes Verständnis für, ein generelles Interesse an Ihren Leistungen besteht.
- Es muss nicht immer gleich der Geschäftsführer sein: Menschen in hohen Positionen sind zwar oft präsenter, aber nicht unbedingt die erste Wahl als Netzwerkkontakt. Es hatt durchaus Sinn, sich mit Fachexperten oder Menschen in Schlüsselpositionen zu vernetzen. Sie haben meist nicht nur das gleiche Fachwissen, sondern sind oft gut vernetzt und ebenfalls an Entscheidungsprozessen beteiligt.
- Auch wenn man ein gutes Gefühl bei seinem Gesprächspartner hat, sollte man nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und auf jeden Fall ein Treffen oder gemeinsames Projekt vorschlagen. Wenn es dann doch nicht dazu kommt, belastet das die nächste Kontaktaufnahme ungemein. Finden Sie lieber Anknüpfungspunkte, auf welcher Basis sich dieser Kontakt vielleicht zukünftig pflegen lässt.
Noch ein Tipp für Small Talk Muffel: Das rechte Maß an Verbindlichkeit und Lockerheit in einer Business-Situation lässt sich trainieren. In professionellen Networking- und Small-Talk-Seminaren werden nützliche Techniken und Verhaltensweisen vermittelt.