Die Corona-Krise hat gezeigt, welche Auswirkungen Pandemien und weltweite Krisen auf die Wirtschaft und damit auf die Selbständigkeit von Trainerinnen, Coachs und Beraterinnen haben können. Neben den Hilfen, die Bund und Länder, Verbände und Institutionen anbieten, gibt es auch einige Existenzsicherungsmaßnahmen, die jede Trainerin und jeder Coach selbst zur Stabilisierung des eigenen Business ergreifen kann.
Akute Hilfe im Krisenfall
Wo kann ich mich über aktuelle Entwicklungen informieren?
Vorherrschend in Krisen ist vor allem eines: Ein Wust aus teils widersprüchlichen Informationen und Verwirrung, etwa darüber, wer Anspruch auf welche Hilfsmaßnahmen hat. Um Überblick zu behalten und unseriösen Quellen aus dem Weg zu gehen, sollte man sich deshalb bevorzugt auf offiziellen Seiten des Bundes, lokaler Behörden oder Verbänden informieren.
Welche Maßnahmen können Bund und Länder treffen?
In der Corona-Krise haben Bund und Länder zum Beispiel Maßnahmenpakete verabschiedet, mit denen Selbstständigen und Unternehmen durch die Krise geholfen wurde. Die Maßnahmen umfassten etwa steuerliche Hilfsmaßnahmen; einen erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld, zu Krediten, zur Grundsicherung und zu Sozialleistungen; Soforthilfen und Überbrückungshilfen; Ausgleichszahlungen u.a.. Infos zu solchen Maßnahmen finden sich im Krisenfall stets auf Webseiten des Bundes und der Länder.
Gibt es noch andere Hilfen?
Von den Hilfsprogrammen von Bund und Ländern konnten viele Solo-Selbstständige nicht in dem Maße profitieren wie angekündigt. Deshalb haben in der Corona-Krise auch Einzelpersonen, Verbände und Interessengruppen Initiativen ins Leben gerufen, die Freiberuflern und Selbstständigen in der Weiterbildungsbranche durch die Krise helfen oder sie gezielt über notwendige Schritte informieren. Um über solche Initiativen informiert zu sein, bietet es sich an, die einschlägigen Zeitschriften der Branche zu abonnieren, etwa Training aktuell, Newsletter von Verlagen, die über solche Initiativen berichten würden, zu bestellen oder/und einem der Branchenverbände (z.B. BDVT, DgSV, ICF etc.) beizutreten oder zumindest Networking mit Gleichgesinnten zu betreiben.
Was kann ich im Krisenfall für meine Liquidität und mein Business tun?
Ein Mangel an Aufträgen und finanzielle Engpässe führen bei vielen selbstständigen Weiterbildnern zu Angst um die eigene Existenz. Deshalb geht es vor allem darum, in einem Krisenfall möglichst lange liquide zu bleiben, denn selbst wenn Staat und Länder Zuschüsse zahlen oder finanziell aushelfen, lässt sich mit einer guten Liquidität eine gewisse Zeit ohne Einnahmen überbrücken.
Dafür, wie Trainerinnen und Trainer für sich den Weg durch die Krise finden, können folgende Punkte Impulse liefern.
1. Das eigene Überleben sichern
Überblick verschaffen
In Krisenzeiten sollte man sich so schnell wie möglich klarmachen, wie lange das eigene Business durch feststehende Einnahmen, Rücklagen und die Inanspruchnahme der ggf. von Bund und Ländern bereitgestellten Hilfen gesichert ist. Keinesfalls sollte man die Augen vor der Realität verschließen. Denn: Nur wer weiß, wie es um das eigene Unternehmen steht, kann auch dementsprechend handeln. Allgemeine Tipps für eine stabile Finanzlage finden sich im Abschnitt Finanzen und Steuern.
Ausgaben aufstellen
Als erstes sollte man eine Ausgabenaufstellung machen. Dabei sind z.B. Mieten, Kosten für Strom, Handy- oder Telefonvertrag, für die Internetnutzung, für Versicherungen, Kredite, Leasing, Lizenzen und Gehälter aufzuführen.
Kosten einsparen
Bei einigen dieser Ausgaben besteht die Möglichkeit, Kosten einzusparen oder Zahlungen zu stunden. Bei festangestellten Mitarbeitenden ist etwa zu überlegen, ob Kurzarbeit infrage kommt. Sozialversicherungsbeiträge lassen sich in bestimmten Fällen stunden. Auch lohnt ein Gespräch mit Versicherern, bei dem geklärt wird, ob sich Beiträge stunden oder in Raten zahlen lassen, der Deckungsumfang geändert oder einzelne Versicherungen temporär ausgesetzt werden können.
Offen mit der Krise umgehen
Generell lautet das Gebot der Stunde: offene Gespräche führen. Erläutert man die eigene finanzielle Notlage, trifft man eher auf die Bereitschaft zu Stundungen, Ratenzahlungen, Vertragsänderungen etc. Jedoch sollte man bedenken, dass man die Kosten oft nur zeitlich begrenzt einspart und die Beträge zu einem späteren Zeitpunkt nachzahlen muss. Wenn dann nach einigen Monaten die gesamten Kosten auf einmal anfallen, kann sich das schnell wieder negativ auf die Liquidität auswirken. Ob und welche Möglichkeiten man in Anspruch nehmen möchte, sollte man also genau überlegen und ggf. mit einem Steuerberater besprechen.
Versicherungen prüfen
Wurde eine Betriebsunterbrechungs-, Betriebsschließungs- (für Gewerbe) oder Praxisausfallversicherung (für Freiberufler) abgeschlossen, so sollte auf jeden Fall geprüft werden, ob und wenn ja, inwieweit diese in der derzeitigen Krise greift. Wird der Weiterbildungsbetrieb durch behördlich angeordnete Schließungen, Kontaktsperren oder Quarantäne stillgelegt, kann die Möglichkeit bestehen, dass solche Versicherungen für entstandene Verluste entschädigen oder bestimmte Zahlungen wie z.B. Mitarbeitergehälter übernehmen. Da sich aber die auf dem Markt erhältlichen Versicherungsprodukte in ihrem Leistungsumfang stark unterscheiden, ist eine pauschale Aussage über einen bestehenden Versicherungsschutz nicht möglich.
2. Das Geschäft am Laufen halten
Mit Kunden in Kontakt bleiben
Weiterbildner sollten unbedingt mit ihren Bestandskunden in Kontakt bleiben. Dazu empfehlen Vertriebsprofis sogenannte Kuschel-Calls, bei denen gute Gespräche ohne direkte Verkaufsabsicht geführt werden. Das hilft, den Kunden positiv im Gedächtnis zu bleiben, sodass man ggf. bei Aufträgen nach der Krise eher an Bord geholt wird. Vertrauen seitens der Kunden lässt sich auch aufbauen, indem man Rabatte auf bestimmte Dienstleistungen gewährt oder sie teilweise sogar kostenlos anbietet natürlich nur, wenn man sich das leisten kann.
Marketing am Laufen halten
Zudem sollte man weiterhin Marketing betreiben, denn mit der Krise hört ja nicht das Business auf. Selbstverständlich kann auch während einer Krise weiterhin für Inhalte geworben werden, kann das Bewusstsein für Themen geweckt oder für Missstände sensibilisiert werden. Dafür braucht es nicht unbedingt große Marketing-Budgets, sondern das kann auch durch ansprechenden Online-Content, Beiträge in den Social Media oder E-Mails, die bestimmte Kundengruppen ansprechen, geschehen. Schreibaffine Weiterbildnerinnen und Weiterbildner können Blogbeiträge oder Fachartikel verfassen, die zum einen inhaltlichen Nutzwert bieten und zum anderen Sichtbarkeit schaffen.
3. Am Unternehmen arbeiten
Das Unternehmen weiterentwickeln
Trainerinnen, Berater und Coachs sind gut beraten, in Krisenzeiten am eigenen Business Development zu arbeiten. Wie hat das eigene Geschäftsmodell vor der Krise funktioniert? Wie funktioniert es jetzt? Wie kann es bestehen, und was sollte sich gegebenenfalls ändern? Ist es Zeit, den eigenen Werkzeugkoffer upzudaten? Oder sollte dieser mal ausgemistet werden?
Neue Formate, neue Themen?
Die Corona-Krise hat etwa gezeigt, dass Weiterbildner und Weiterbildnerinnen, die bis dato den Schritt in die digitale Welt noch nicht gewagt hatten, ihn nicht weiter hinausschieben konnten. Und auch was die Weiterbildungsthemen angeht, kann sich durch Krisen einiges ändern. So hat eine Umfrage von Seminarmarkt.de unter Weiterbildungsexpertinnen und -experten im Juni 2020 ergeben, dass durch die Corona-Krise Themen wie Führung auf Distanz und Krisenbewältigung in Unternehmen stärker als zuvor nachgefragt wurden.
Digitalisierung ist ein Dauerbrenner
Im Bereich Digitalisierung in Training, Beratung und Coaching liefert das seminarmarkt.de-Portal einen Überblick über das Thema, Anregungen für mögliche Schritte zu einem digitalisierten (Teil-)Angebot und verweist auf nützliche weiterführende Bücher und Artikel.
4. An sich selbst arbeiten
Sich selbst weiterentwickeln
Videos, Apps, Webinare, der Besuch von Online-Konferenzen es gibt zahlreiche Wege, um sich selbst beruflich und privat weiterzubilden. Gerade in Krisenzeiten ist es aber auch wichtig, achtsam mit sich selbst umzugehen und sich nicht zu verlieren. Dabei kann die Arbeit an zwischenmenschlichen Beziehungen helfen, und mit anderen Selbstständigen und Freiberuflern in Austausch zu treten, kann nützlichen Input geben.
Ratschläge einholen
Jeder und jede Betroffene geht mit der Situation anders um, und gegenseitig kann man sich Ratschläge geben, von Erfahrungen berichten oder sich auf Initiativen, Hilfsprogramme und ähnliches aufmerksam machen. Das geht mit bestehenden Kontakten über Messenger oder Telefon, aber auch über die Verbände oder/und über die sozialen Netzwerke. Hier finden sich zu aktuellen Themen häufig Gruppen für Selbstständige und Freiberufler, in denen Probleme besprochen werden, die auch Weiterbildner beschäftigen.
Was denken andere Coachs und Trainerinnen? Antworten liefern die zwei Expertenumfragen von Seminarmarkt.de: