Ein Fernstudium ermöglicht es Arbeitnehmern, flexibel neben Beruf und Privatleben einen akademischen Abschluss zu erlangen. Zu bedenken gilt es im Voraus, wie ein Fernstudium abläuft, wie es sich in den Alltag einbinden lässt und welcher Studiengang der richtige für den eigenen Karriereweg ist. Klar machen sollte man sich auch, dass es für ein Fernstudium Disziplin und Durchhaltevermögen braucht. Als Lohn für die Mühen kann ein beruflicher Aufstieg winken.
Wie gestaltet sich ein Fernstudium?
Hauptmerkmal eines Fernstudiums ist der hohe Anteil an Selbst- und Online-Studium. Präsenzveranstaltungen nehmen bei einem klassischen Fernstudium in der Regel weniger als 50 Prozent der Gesamtstudienzeit in Anspruch und finden meist in festgelegten Blöcken an Wochenenden statt. Allerdings gibt es auch Fernstudiengänge, die als Blended Learning-Angebot daherkommen, mit einem höheren Präsenzanteil, oder reine Online-Studiengänge. Diese zwei Arten des Fernstudiums sind jedoch weit weniger verbreitet.
Die Präsenzzeiten bei einem Fernstudium werden meist für den persönlichen Austausch, für praktische Übungen oder für Prüfungstermine genutzt. Alles andere findet online statt, zum Teil synchron, etwa in Videokonferenzen, zum Teil asynchron über E-Mail oder in Foren. Hinzu kommen die Selbstlernphasen, bei denen man die zur Verfügung gestellten Materialien durcharbeitet oder Aufgaben löst. Oft besteht auch die Möglichkeit, die Studieninhalte mithilfe von Web Based Trainings, mit Lernvideos oder Podcasts zu verinnerlichen. Alle Lernressourcen werden für gewöhnlich auf einer zentralen Plattform bereitgestellt, die rund um die Uhr für die Studierenden zugänglich ist. Dort können die Studierenden in themenspezifischen Foren Studieninhalte diskutieren und mit den Dozenten in Austausch treten. Auch Tutoren stehen häufig für dringende Fragen zur Verfügung.
Die meisten Fernstudiengänge sind in Module unterteilt, die innerhalb einer bestimmten Anzahl an Semestern absolviert werden müssen. Auch bei den Modulen wird zwischen Online- und Präsenzmodulen unterschieden. Bei Fernstudiengängen, die von mehreren Hochschulen in Kooperation angeboten werden, stehen für die Präsenzveranstaltungen in der Regel auch mehrere Standorte zur Wahl, ansonsten ist man meist an einen Standort gebunden.
Welche Vorteile hat ein Fernstudium?
Ein Fernstudium hat im Vergleich zu berufsbegleitenden Präsenzstudiengängen, die häufig mehrmals die Woche abends und oft zusätzlich am Wochenende die Anwesenheit an einer Hochschule voraussetzen, mehrere Vorteile:
Flexibilität: Ein Fernstudium gestaltet sich größtenteils zeit- und ortsunabhängig. Dadurch genießen die Studierenden ein hohes Maß an Flexibilität.
Vereinbarkeit von Beruf und Studium: Durch die flexible, selbstgesteuerte Gestaltung des Fernstudiums lässt sich diese Art der langfristigen Weiterbildung mit einer guten Planung und genügend Disziplin oft leichter parallel zum normalen Berufsalltag bestreiten als eine berufsbegleitende Präsenzveranstaltung. So kann auch leichter finanziellen Einbußen und Lücken im Lebenslauf entgegengewirkt werden.
Vereinbarkeit von Familie und Studium: Auch dem Privatleben kommt die Flexibilität zugute, die ein Fernstudium mit sich bringt. Durch den meist geringen Anteil an Präsenzveranstaltungen kann ein Großteil der Freizeit häufig trotz Studium mit der Familie verbracht werden. Lernphasen können dem Familienleben angepasst selbst eingeplant werden.
Wie findet man das richtige Fernstudium?
Besteht Interesse an einem Fernstudium, sollten erst alle nötigen Informationen eingeholt und einige wichtige Fragen geklärt werden:
Welcher Studiengang ist für mich und meine weitere Karriere am sinnvollsten?
Vor der Entscheidung für ein Fernstudium steht die Frage, welchen Studiengang man absolvieren möchte und welcher Abschluss angestrebt wird. Besitzt man noch keinen akademischen Abschluss oder möchte sein Bildungsprofil um einen grundständigen Studiengang erweitern, ist der Bachelorabschluss eine Möglichkeit. Ein Masterstudiengang schließt wiederum an einen grundständigen Studienabschluss an und ist häufig eine Voraussetzung für den Einstieg in die Führungsetage. Der MBA (Master of Business Administration) ist eine Sonderform des Masterstudiums, die keinen vorherigen Bachelorabschluss voraussetzt. Dieser Abschluss bereitet u.a. auch auf die Unternehmensführung vor.
Hat man sich für ein Studienfach mit einem bestimmten Abschluss entschlossen, sollte man das Studienangebot verschiedener Hochschulen und Fernunis prüfen. Wichtig ist, dass die Fernuniversität oder Hochschule staatlich anerkannt und die Studiengänge akkreditiert sind. Für einen inhaltlichen ersten Eindruck kann bei den meisten Studiengängen das Modulhandbuch oder ein exemplarischer Stundenplan eingesehen werden. Studienberatungen informieren detaillierter über die Inhalte und andere Fragen rund um das Fernstudium.
Welche Voraussetzungen hat das Studium?
Ebenso wie Präsenzstudiengänge haben auch Fernstudiengänge Zugangsvoraussetzungen. Diese können formal, etwa die Hochschulzugangsberechtigung, wie auch fachlich sein. So kann bei berufsbegleitenden Studiengängen mehrjährige berufliche Praxis vorausgesetzt werden. Masterstudiengänge erfordern wiederum zusätzlich einen grundständigen Studienabschluss. In manchen Fällen ist jedoch ein alternativer Einstieg über eine Eignungsprüfung möglich. Bevor man sich für einen Studiengang entscheidet, sollte man also klären, ob bzw. wie man die Zugangsvoraussetzungen erfüllen kann.
Weitere Voraussetzung für ein Fernstudium ist die technische Ausstattung. Diese ist nötig, um das Studium remote erfolgreich absolvieren zu können. Dazu gehören neben einer Breitband-Internetverbindung auch Geräte wie Tablet, Laptop und/oder PC sowie ein Headset und eine Webcam. Grundsätzlich sind die technischen Hürden bei einem Fernstudium aber eher gering.
Wie lässt sich das Studium finanzieren?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen zu finanzieren, sodass es im Regelfall nicht nötig sein sollte, sich für ein Fernstudium zu verschulden. Die Finanzierungsmöglichkeiten reichen von Bildungschecks über Stipendien bis hin zur finanziellen Förderung durch den Arbeitgeber . Im Vorhinein sollte geprüft werden, welche Finanzierungsmöglichkeiten für das eigene Studienvorhaben in Frage kommen und ob es sich z.B. lohnen kann, einige Kosten selbst zu tragen und im Anschluss steuerlich geltend zu machen.
Wie viel Zeit kann ich in der Woche für das Studium aufwenden?
Möchte ein Arbeitnehmer neben Berufs- und Privatleben noch ein Studium aufnehmen, lässt sich durch eine Aufstellung herausfinden, wo in der Woche noch freie Kapazitäten verfügbar sind. Denn auch wenn ein Fernstudium ein hohes Maß Flexibilität mit sich bringt, müssen die Inhalte dennoch gelernt, geübt und Prüfungen abgeschlossen werden. Die durch die Aufstellung ermittelte Zeit lässt sich dann mit Informationen der Studienberatungen oder anderer Studierender abgleichen. Bräuchte man für das Studium sehr viel mehr Zeit als man wöchentlich zur Verfügung hat, ist ein Fernstudium in der aktuellen Lebensphase vielleicht nicht das richtige. Geht die zeitliche Rechnung auf, sind ein gutes Zeitmanagement und Disziplin das A und O für die erfolgreiche Absolvierung eines Fernstudiums.
Wie gelingt ein Fernstudium?
Ein Fernstudium verlangt Berufstätigen so einiges ab. Obwohl jeder Lerner individuelle Präferenzen hat und Zeitmanagement manchen leicht, anderen schwerfällt, gibt es doch einige allgemeine Empfehlungen, die sich in der Praxis des Fernstudierens als Erfolgsfaktoren bewährt haben:
- Dem Studium sollte, wenn möglich, ein eigener Ort in der Wohnung gewidmet sein, damit eine angenehme, ruhige Lernumgebung entstehen kann. Motivationstiefs lässt sich wiederum durch einen Szenenwechsel in ein Café oder eine Bibliothek entgegenwirken.
- Im Austausch mit Mitstudierenden, etwa in Live-Online-Einheiten oder in Lernforen, kann man sich gegenseitig Hilfe anbieten, sich austauschen und durch den sozialen Aspekt langfristig motiviert bleiben.
- Es empfiehlt sich, das bevorstehende Lernmaterial in einem Lernplan festzuhalten und den Blick aufs große Ganze nicht zu verlieren. Strukturierte Lerneinheiten, bei denen man sich die Inhalte durch eigene Mitschriften, Markierungen, Skizzen oder Tabellen zu eigen macht, sind meist wirkungsvoller als stures Durchlesen und Aufsaugen.
- Auch wenn das Jonglieren von Studium, Berufs- und Privatleben viel Disziplin und ein gutes Zeitmanagement erfordert, sind Freiräume und Ruhepausen oft das Richtige, um wieder Motivation zu finden. Zu lange sollte man Einheiten jedoch nicht aufschieben, da sich sonst schnell ein unüberwindbarer Berg anstaut.
- Wo möglich sollten Berufstätige versuchen, das im Fernstudium Erlernte im Berufsalltag zu erproben. So entsteht automatisch der Praxistransfer, und die Motivation erhöht sich, wenn das neu Erlernte direkt anwendbar wird.
- Steht die Abschlussarbeit bevor, hilft vor allem ein strukturierter Zeitplan, der für jede Phase der Arbeit Puffer vorsieht. Oft ist es auch seitens des Arbeitgebers möglich, temporär Stunden zu reduzieren oder Urlaub für die Zeit vor wichtigen Prüfungen oder den Endspurt im Fernstudium zu nehmen.