Teams sind aktuell besonders gefordert: Sie arbeiten räumlich verteilt, mal im Büro, mal im Homeoffice, mal über Länder- und Kulturgrenzen hinweg. Die Anforderungen an die Zusammenarbeit sind aber nicht nur durch Digitalisierung, Globalisierung und durch Corona größer geworden. Auch neue Arbeitsmodelle wie agiles Arbeiten beeinflussen laufend die Teamdynamik. Das kann schnell zu Konflikten führen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Teamcoaching hilft dabei, Lösungen für aktuelle Probleme zu finden beziehungsweise eine Teamentwicklungsstrategie zu erarbeiten.
Was ist Teamcoaching?
Anders als beim individuellen Coaching geht es beim Teamcoaching nicht darum, einzelne Mitglieder gezielt zu fördern, sondern das Team als Ganzes in den Fokus zu nehmen. Oft ist das Ziel, den Zusammenhalt zu stärken, der beispielsweise durch die räumliche Trennung bei hybriden Teams oder Umstrukturierungen im Unternehmen verlorengegangen oder gar nicht erst entstanden ist. Die Kooperation der einzelnen Mitglieder soll bei einem Teamcoaching verbessert und eine gemeinsame Identität geschaffen werden. Dadurch soll das Team effizienter arbeiten können. Im Teamcoaching kommt es auf die Lösungsansätze aller Teammitglieder an. Das heißt, der Coach gibt Impulse, die zur Reflexion und Selbsthilfe anregen, das Gelingen des Teamcoachings hängt aber maßgeblich von der Mitarbeit der Teilnehmenden ab.
Warum braucht mein Team Teamcoaching?
Grundsätzlich lohnt sich ein Coaching immer dann, wenn es einem Team nicht gelingt, aus eigener Kraft Lösungen für bestehende Probleme zu finden. Ein Teamcoaching garantiert nicht, dass das Team im Anschluss effizienter arbeitet, aber es hilft dabei, Herausforderungen zu erkennen und gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie diese in Zukunft gemeistert werden können. Es gibt Teamstrukturen, bei denen sich das besonders anbietet:
- Verteilte Teams: Durch die Corona-Pandemie hat ein Großteil der Mitarbeitenden die Vorzüge und Nachteile des Homeoffice kennengelernt. Einige möchten dauerhaft von zu Hause arbeiten, andere wollen lieber in den Betrieb zurück. Dadurch entstehen oft Dynamiken, die der Effizienz schaden. Das kann sich etwa darin äußern, dass remote Arbeitende sich ausgeschlossen fühlen oder Informationen nicht richtig weitergegeben werden.
- Interkulturelle Teams: In der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kulturen können schnell Missverständnisse auftreten. Das kann beispielsweise Kritik sein, die beim Gegenüber falsch ankommt, weil sie zu direkt oder indirekt vorgetragen wird. In solchen Fällen hilft das interkulturelle Coaching, das nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Teams angeboten wird. Es geht im besten Fall praxisorientiert auf individuelle Bedürfnisse und Situationen ein, die das Team erlebt hat bzw. noch erleben könnte. Wer sich darüber hinaus noch weiterbilden möchte, kann übrigens auch ein interkulturelles Training in Anspruch nehmen, das dabei hilft, ein Bewusstsein für den sensiblen Umgang mit kulturellen Unterschieden zu schaffen.
- Umstrukturierte Teams: Wenn Teams neu zusammengestellt werden, kann es zu Startschwierigkeiten kommen. Die Mitarbeitenden können einander noch nicht so gut einschätzen und wissen nicht genau, wer welche Aufgabe am besten beherrscht. Das Coaching kann präventiv am Anfang erfolgen, damit das Team direkt lernt, effektiv zusammenzuarbeiten. Allerdings lohnt es sich auch, später anzusetzen, wenn bereits Konflikte im Team bestehen. In beiden Fällen gilt es, zwischen Teambuilding- und Teamcoaching-Maßnahmen zu unterscheiden.
- Agile Teams: Trotz der vielen Vorteile von dynamischen Teams können durch agile Methoden auch Überforderung, Verunsicherung und sozialer Druck entstehen. Teamcoachings sind eine Möglichkeit, solche Probleme zu benennen und gemeinsam Lösungen zu finden.
Wie läuft ein Teamcoaching ab?
Wer sich für ein Teamcoaching entscheidet, sollte sich die Arbeitsweise des eigenen Teams anschauen. Es ist sinnvoll, das Teamcoaching in dem gleichen Setting durchzuführen, in dem das Team derzeit arbeitet. Wenn ein Team beispielsweise ganz klassisch vor Ort im Betrieb zusammenarbeitet, sollte auch das Coaching in Präsenz stattfinden. Für hybride Teams kann hingegen ein hybrides Coaching sinnvoll sein, weil darin eher auf die Besonderheiten dieser Arbeitsform eingegangen werden kann.
Ein entscheidender Faktor für die hybride Zusammenarbeit ist die Technik. Eine gute technische Ausstattung mit eigenen Laptops, ausreichend Bildschirmen und einer guten Internetverbindung bildet ähnlich wie bei Online-Seminaren bzw. Webinaren die Grundlage für ein hybrides Teamcoaching.
(Training aktuell 10/2021)
Der Ablauf von hybriden Teamcoachings unterscheidet sich in der Regel nicht groß von dem in Präsenz-Coachings. Nach der Kennenlernrunde zwischen Coach und Team wird die aktuelle Situation analysiert, um herauszufinden, was gut läuft und was verbesserungswürdig ist. Dann werden Ziele festgesetzt und eine Vorgehensweise entwickelt, bevor es zu den eigentlichen Coaching-Einheiten geht. Ein gutes Teamcoaching zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht um jeden Preis an einer festgelegten Agenda festhält, sondern falls nötig Umwege nimmt, um alle Teilnehmenden mit ihren Themen abzuholen. Zum Schluss werden Veränderungen und Vereinbarungen festgehalten, und es wird überprüft, welche Ziele erreicht beziehungsweise nicht erreicht wurden.
Was leistet ein guter Teamcoach?
Ein guter Teamcoach muss sich auf die Bedürfnisse jedes Teams einstellen können. Dafür muss er oder sie flexibel auf die Wünsche der Teilnehmenden reagieren. Gleichzeitig gilt es, verborgene Konflikte und schwierige Themen aufzuspüren und offen in der Gruppe anzusprechen, ohne dabei die Neutralität zu verlieren. Dafür muss eine sichere Lernatmosphäre geschaffen werden, in der sich alle Teilnehmenden wohlfühlen. Wichtig ist auch, dass die coachende Person Ambiguität und Unsicherheit aushalten kann, denn oft gibt es keine eindeutigen Lösungen, mit denen alle Teammitglieder zufrieden sind. Nicht zuletzt sollte sie immer die Ziele aller Beteiligten, also des Unternehmens sowie der Führungskräfte und Mitarbeitenden, im Blick behalten.